Die ersten Hinweise auf sozialdemokratisches Gedankengut finden wir Ende des 19. Jahrhunderts im ,,Mühldorfer Anzeiger". Allerdings bezieht sich dies nicht auf das kommunalpolitische Geschehen. In der Nr. 75 des ,,Mühldorfer Anzeigers" vom Jahre 1893 ist eine Art Entwicklung der Sozialdemokratie in diesen Jahren niedergeschrieben. So heißt es dort in einem Kommentar: ,,Während 1884 noch kein Sozialdemokrat sich an der Wahl beteiligte, kam 1887 erst eine Stimme, 1890 schon 58 und 1893 gar 176 in die Wahlurne".
Zu dieser Zeit gab es noch keine eigene Organisation in Mühldorf. Der besagte Kommentar gibt aber weiter Aufschluß über die damalige Situation: ,,Es ist leider ein bedauernswertes Zeugnis von Unzufriedenheit, denn man sah nicht nur Arbeiter sondern auch Bürger, Gewerbetreibende und große Ökonomen mit Birkzettel". Zur Erläuterung ist notwendig zu wissen, daß der damalige SPD-Reichstagskandidat Birk hieß.
Der Kommentator läßt sich dann weiter über die Situation in Mühldorf aus: ,,Leider macht sich dies (die Unzufriedenheit) besonders für Mühldorf sehr geltend, denn von den Altmühldorfer Wählern abgegebenen Stimmen werden wenig demokratisch gewesen sein, vielmehr kommen selbe auf Rechnung der Stadt".
Schon ein Jahr vorher, Anfang des Jahres 1892, wird im ,,Mühldorfer Anzeiger" in der Nr. 18 auf den süddeutschen sozialdemokratischen Agitationsverein hingewiesen, der sich ,,bereits zu rühren beginnt". Von München aus wurden damals Probenummern der neuen sozialdemokratischen Zeitung unter dem Namen ,,Bayrischer Bürger und Bauernfreund" unter die ländliche Bevölkerung ,,geworfen". Im dortigen Artikel der damaligen Heimatzeitung hieß es: ,,Unsere Bauern mögen auf der Hut sein, diesen Blättern zufällig Glauben zu schenken, ihre Dienstboten sind ohnedies viel zu viel sozialistisch angelegt".
Wie die Situation der Sozialdemokraten in dieser Zeit war, kurz nach dem die Sozialistengesetze aufgehoben wurden, zeigt der Artikel in der Ausgabe Nr. 74 des Jahres 1892, dort heißt es: ,,In Eggenfelden ist Herr von Vollmar bereits mit einem Bräuer in Korrespontenz, um ein Lokal zu erhalten. Wir glauben, daß dort, wie seinerzeit in Wasserburg, jedes Lokal verweigert wird. Das gleiche dürfte auch hier der Fall sein, wenn die Herren einmal Lust hätten, Mühldorf als Operationspunkt zu wählen. Ringsum sind ja schon Versuche zur Agitation gemacht worden, sei es in Wort oder Schrift. Kraiburg hatte auch schon gekostet, da beider Aufführung des Volksschauspiels sozialdemokratische Schriften verteilt wurden, die aber von der Polizei schnell visitiert wurden".
Letztlich fanden aber doch erste Versammlungen der Sozialdemokraten in Mühldorf statt. In einem Bericht zu den Landtagswahlen des Jahres 1893 im ,,Mühldorfer Anzeiger" Nr. 63 heißt es dann: "Die Sozialdemokraten sind fleißig an der Arbeit. Zu den bevorstehenden Wahlen werden überall im Lande Wahlprogramme verteilt. Auf den Bahnhöfen, in den Gasthöfen und Kellerlokalen wurden solche verteilt. Hierwurde für eine sozialistische Versammlung bei Herrn Bierbrauer Hartmann ein Lokal gemietet unter Bestimmung eines Reuegeldes, wenn der eine Teil sein Lokal nicht hergeben sollte Wir glauben kaum, daß Mühldorf der passende Weiherfür den sozialdemokratischen Fischzug ist".
Selbst nach den Reichtagswahlen 1893 wurde im ,,Mühldorfer Anzeiger" in der Nr. 75 ineinem Kommentar von ernsthafter Besorgnis über das Anwachsen der Sozialdemokraten gesprochen.
In der Ausgabe des ,,Mühldorfer Anzeigers" Nr. 73 aus dem Jahr 1903 finden wir erst wieder einen Hinweis und zwar über die letzte Reichtagswahl. Zufrieden äußert man sich darüber, daß der Sieg, wie vorauszusehen, dem Zentrum zugefallen ist, wobei der Sieg noch durch geringe Wahlagitation, wie sie sich heuer auch in den anderen Wahlkreisen in dem Bayernbunde zeigte, erleichtert wurde. ,,Sehr zu bedauern ist", heißt es in einem Kommentar, ,,indes die große Zunahme von sozialdemokratischen Wählern, selbst in den Landgemeinden. Dort waren sogar mehr sozialdemokratische Stimmzettel als von Bauembündlern zu finden. Wenn im allgemeinen der Zuwachs der Sozis so anhält, wird das Zentrum für die nächste Wahl sich im allgemeinen zum Kampf mit den Sozis rüsten müssen".
Die Entwicklung der Sozialdemokratie in Mühldorf dürfte wie in anderen Städten eng mit der Gewerkschaftsbewegung in Zusammenhang zu bringen sein. So wird auch im ,,Mühldorfer Anzeiger" aus dem Jahr 1903 in der Nr. 54 von Arbeiterunruhen und Entlassungen bei der Dampfsäge Kempf und Geiger berichtet. Die frühere Dampfsäge entwickelte sich zu einer Möbelfabrik mit einigen Hundert Beschäftigten. Namen sind in der Zeitung der damaligen Zeit nicht genannt. Esi st deshalb schwierig, eine konkrete Beziehung zwischen beiden Bewegungen herzustellen. Im Jahr 1905, so wird in der Nr. 77 von zwei Versammlungen der Sozis in Mühldorf beim ,,Jägerwirt" berichtet: ,,Mühldorf, 26. Juni, am Samstag und Sonntag fanden im Jägerwirtsaale (Anmerkung: Hotel. Jägerhof) öffentliche sozialdemokratische Versammlungen statt: Am ersten Tage waren etwa 40 Personen, darunter zwei Bauemburschen, anwesend, am zweiten Tage nahmen hauptsächlich die Kempf- und Geigerschen Arbeiter Anteil. Außer dem Einberuferder Versammlung, früherer Kempf- und Geigerscher Arbeiter Petz, waren noch ein Münchner Agitator mit Frau anwesend und sprachen meist über die Verhältnisse in hiesigen Geschäften und zwar in einer Weise, die sogar ein großer Teil der Besucher der Versammlung nicht billigte. Die Redner bewegten sich meist gegen einzelne namentlich genannte Persönlichkeiten. Eine Frau sprach auch eine Stunde lang, scheint aber den gewünschten Erfolg nicht erzielt zu haben. Beider Versammlung wurde natürlich die "Münchner Post" und jene Wirtschaften, wo sie aufliegt, recht angelegentlich empfohlen. Der Arbeiter, welcher bei Herrn Glasermeister Feuerstein bedienstet und Vertrauensmann des Holzarbeiterverbandes hier war, wurde aus dem Dienst des Herrn Feuerstein seiner Agitations halber ausgeschlossen. Daraufhin wurde er von der Kasse durch Gewährung eines Darlehens von 150,- Mark zur Selbständigmachung unterstützt. Und der so unterstützte Genosse benützte die 150,- Mark zu einer Reise unbekannt wohin. Sauberer Genosse".
Aus diesem Artikel geht hervor, daß der Holzarbeiterverband eng mit der Gründung des SPD-Ortsvereins zusammenhängt.
Im Jahr 1907 findet zu den Reichtagswahlen ebenfalls eine Versammlung statt.
Berichtet wird im ,,Mühldorfer Anzeiger" in der Nr. 7 des Jahres 1907. Hier wird ein Einberufer Breitenwieser genannt. Die Versammlung fand im neu hergerichteten Saale zum ,,Huberbräu" statt.
In dem Bericht heißt es: "Der Saal war zum Erdrücken voll und es mußten viele Personen dem Vortrage im Stehen zuhören. 5 1/4 Stunden sprach Herr Stadler in einem ganz sonderbaren Deutsch, das beinahe ans hottentotische grenzt, über viele interessante und uninteressante Sachen. Bei dem Josef Breitenwieser wird es sich wahrscheinlich um den Maurer handeln, der am 07. April1875 in Hapolten geboren wurde und in Mühldorf in der Töginger Straße Nr. 54 gewohnt hat. Der gleiche J. Breitenwieser wird später genannt als Mitglied des Stadtrates und der SPD-Fraktion, die am 17. Mai 1933 aus dem Stadtrat ausgetreten ist.
Der erste Name, der im Zusammenhang mit der Sozialdemokratischen Partei auftaucht, ist der des Schreiners Reichl. In der Ausgabe Nr. 133 des ,,Mühldorfer Anzeigers" aus dem Jahre 1909 heißt es: ,,Eine unter sozialdemokratischer Flagge segelnde, von etwa 35 Personen besuchte große öffentliche Volksversammlung im, ,Huberbräusaale". Einberufer Herr Reichl, Schreiner aus Mühldorf" .Redner war der Landtagsabgeordnete Picklmann aus München. Die Versammlung fand am 14. Juni 1909 statt.
In dem Bericht heißt es, daß der Redner eine stramme Erscheinung sei. "Der Redner hat aber darauf hingewiesen, daß in Mühldorf noch Aufklärung nötig sei."
In den Wochen danach muß die Gründung des Ortsvereins erfolgt sein. Weder in der Zeitung, noch in anderen Archiven ist das genaue Datum und sind die Gründungsmitglieder bekannt. Wenige Wochen nach dieser großen öffentlichen Versammlung finden wir ein Inserat im ,,Mühldorfer Anzeiger" und zwar in der Nr: 159. Darin heißt es: ,,Sozialdemokratischer Verein Mühldorf a. Inn, Sonntag, 18. Juli, vormittags 10.00 Uhr, außerordnetliche Mitglieder-versammlung bei Ludwig Lehr ,,Zum Huberbräu", es lädt ein die Vorstandschaft."
In dieser Zeit finden wir mehrere Hinweise auf öffentliche Versammlungen, die alle im ,,Huberbräu" stattgefunden haben. So heißt es in einem Artikel,. in der Nr. 196, daß in neuerer Zeit die Sozialdemokratische Partei eifrige Anstrengungen macht, um densog. ,schwarzen Winkel' für ihre Zwecke zu gewinnen. Mühldorf soll jedoch noch nicht reif für die Aufklärung sein. Die neuen Steuern bieten eine dankenswerte Agitation für sozialistische Zwecke und es fand eine angekündigte große Versammlungb eim ,,Lehr" statt, bei der ein Herr Werner über das deutsche Volk und seine Steuermacher sprach. Die Versammlung verlief bei 70 Zuhörern maßvoll; Einberufer war ein Herr Jobst. Ein Inserat hierzu finden wir nicht. Wahrscheinlich hat es am fehlenden Geld gelegen. Über die Herren Reichl und Jobst, die ja namentlich genannt sind, ist in der Einwohnerkartei näheres nicht zu erforschen gewesen.
Wer der erste Vorsitzende wurde, ist nicht zu ermitteln. Im der Nr. 45 des ,,Mühldorfer Anzeigers" des Jahres 1910 befindet sich eine Anzeige mit folgendem Inhalt: ,,Sozialdemokratische Partei Bayern, Sektion Mühldorf, am Samstag, den 26.Februar abends 8.00 Uhr im Lokal (Lehr) Versammlung mit Vortrag über das Thema:, Unsere nächsten Reichtags- und Landtagswahlkämpfe', Referent Hans Nimmerfall, Parteisekretär aus München, zahlreichen Besuch seitens der Parteimitglieder und Angehörigen der freien Gewerkschaft und Interessenten sieht entgegen: Die Vorstandschaft." Das gleiche Inserat ist in der Nr.. 46 ebenfalls veröffentlicht.
Notiz im ,,Mühldorfer Anzeiger" vom 15. April 1910, Ausgabe Nr. 86, heißt es:
,,Die für 1. Mai dieses Jahres geplante Bierpreiserhöhung wird jedoch nicht so gleichgültig aufgenommen, wie man vielleicht anzunehmen geneigt ist. So wird uns mitgeteilt, daß die Arbeiter der Ludwig Geigerschen Fabrik sich durch Unterschrift verpflichtet haben, gegen die von der Firma Grätz dahier beabsichtigte Preissteigerung des gewöhnlichen Braunbieres Protest einzulegen und werden diese bei einer Strafe von 1 Mark in jedem Einzelfall von dieser Zeit ab kein Bier mehr trinken. Für Most und andere Getränke wird hinreichend gesorgt, heißt es im Zirkular. So wie bekannt, werden sich auch die Bahnbediensteten und Telegrafenarbeiter dem Vorgehen anschließen. Weiter wird uns mitgeteilt, daß die Bierpreiserhöhung auch eine am nächsten Sonntag stattfindende Gewerkschaftsdelegiertenversammlung beschäftigen wird. Auf den weiteren Verlauf der Sache darf man gespannt sein."
Der Bierpreis sollte um zwei Pfennig pro Liter erhöht werden.
Im ,,MühldorferAnzeiger" vom 29. April 1910 (Nr. 97) wird ausgeführt: ,,Die freien Gewerkschaften halten zum ersten Male in unserer Gegend am nächsten Sonntag im ,,Huberbräu" (Lehr) eine gemeinsame Maifeier ab. Bezüglich des näheren verweisen wir auf das Inserat in der heutigen Nummer des Blattes. Bemerkenswert ist, daß man dabei evtl. auch einen kleinen Bierstreik inszenieren wird, wenn die Bräuer wirklich den Bierpreis am 01. Mai in Kraft treten lassen."
Im Inserat heißt es:,,Vereinigte Gewerkschaften Mühldorfs, Sonntag, den 01. Mai nachmittags 3.00 Uhr im ,,Huberbräu-Garten" Maifeier, musikalische und humoristische Unterhaltung. Als Referent erscheint Kollege Hans Schmaus, München, welcher über die Bedeutung des Tages und der Gewerkschaften im allgemeinen sprechen wird. Zu dieser Feier erlauben wir uns, die gesamte organisierte Arbeiterschaft von Mühldorf und Umgebung sowie Interessenten freundlich einzuladen, Eintritt 15 Pfennig. Nb. bei ungünstiger Witterung findet die Feier in der Halle statt. Vereinigte Gewerkschaften Mühldorf." Das gleiche Inserat ist in der Ausgabe Nr. 98 enthalten.
In der Nr. 100 des ,,Mühldorfer Anzeigers" 1910 wird am 02. Mai berichtet:
,,Die Maifeier des werktätigen Proletariats ist nach den bisher eingelaufenen Nachrichten überallruhig verlaufen, auch die Genossen von hier und. aus der Umgebung haben sich bei Lehr im ,,Huberbräu" zu einer solchen zusammengefunden. Herr Albrecht aus München hielt eine der Bedeutung des Tages entsprechende Festrede, welche die Bestrebungen der Proletarier seit urdenklichen Zeiten bis auf den heutigenTag zum Gegenstand hatte. Zum Schluß wurde eine Resolution verfaßt, welche die bekannten Forderungen der Sozialdemokratie auf dem Gebiet der Sozialpolitik enthält und heuer eine Ausdehnung dahin erfuhr, in dem das allgemeine Wahlrecht in Preußen und die Bauarbeiteraussperrung mit einbezogen wurde."
In einer Notiz der gleichen Ausgabe wurde vermerkt, daß die Bierpreiserhöhung auf 16. Mai verschoben wurde.
Eine weitere Annonce finden wir in der Nr. 194 des ,,Mühldorfer Anzeigers", in welcher der sozialdemokratische Verein Mühldorf für Sonntag, den 28. August, vomittags 10.00 Uhr, zu einer Versammlung in das Lokal ,,Lehr" einlädt und um zahlreiches Erscheinen bittet. Gezeichnet ist die Annonce mit ,Die Vorstandschaft'.
In der Ausgabe Nr. 106 des Jahres 1911 wird erstmals ein Parteivorsitzender genannt. In dem Artikel wirdzu einer gemeinsamen Versammlung des SPD-Ortsvereins und der Vereinigung freier Gewerkschaften am Sonntag, den 07. Mai, nachmittags 2.00 Uhr, in den Garten des Gasthauses ,,Lehr" eingeladen.
,,Anpassend den örtlichen Verhältnissen hielten die hiesigen freien Gewerkschaften gestern Nachmittag in der Halle des Herrn Lehr zur "Münchner Bierhalle" ihre nachträgliche Maifeier ab. Und sie haben sich auch eingefunden, der überaus größere Teil der hiesigen freien Gewerkschaften und sonst politisch organisierter Arbeiter. Das Referat hielt Genosse Reisner aus München, der in einem ca. 1 1/2 stündigen Vortrage über die Bedeutung des 1. Mai referierte und auch die sonstige politische Lage im Deutschen Reiche streifte. Eine Mairesolution der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, wie sie in allen Städten am 01. Mai verlesen wurde, fand auch bei den Versammelten einstimmige Annahme. Parteivorsitzender Eder, Mühldorf, dankte dem Referenten für seine Ausführungen und den Versammelten für ihr Erscheinen und ihre Aufmerksamkeit, worauf die Versammlung als geschlossen erklärt wurde."
Nach dem ersten Weltkrieg kam es im Jahr 1919 zu den ersten Wahlen zum Bayerischen Landtag. in Mühldorf erhielt die Bayerische Volkspartei 861 Stimmen, die Deutsche Volkspartei 580 Stimmen, der Bauembund 211 Stimmen und die Sozialdemokraten 900 Stimmen.
Bei den Wahlen zur deutschen Nationalversammlung im gleichen Monat erhielt die Bayerische Volkspartei 873 Stimmen und die Sozialdemokraten 989 Stimmen.
Auf kommunaler Ebene ist das Jahr 1924 besonders zu erwähnen. Nachdem bereits im Jahr 1919 das Gemeindewahlgesetz geändert wurde, bei dem das Zweikammernsystem (Magistrat und Gemeindeverordnetenversammlung) abgeschafft wurden, fanden nach den Unruhen der Nachkriegsjahre im Jahr 1924 erstmals Gemeindewahlen statt. Dabei konnte der SPD-Ortsverein erstmals in den Stadtrat von Mühldorf einziehen, und zwar mit 4 Stadträten. Es waren dies die Genossen Bichlmaier, Herrmann, Landher und Schnappinger.
Bei den Gemeindewahlen 1929 errang die Sozialdemokratische Partei noch 573 Stimmen und bekam dafür 3 Mandate.
Der dunkelste Abschnitt derdeutschen Geschichte ging auch nicht spurlos an Mühldorf vorüber. Bei der Neugliederung des Stadtrates im April 1933 erhielt der Ortsverein 3 Mandate. Die Nationalsozialisten hatten 6, die Bayerische Volkspartei 5 und die Wirtschaftspartei 1 Sitz. Am 17. Mai 1933 trat die SPD-Fraktion aus dem Stadtrat aus. Im Sitzungsprotokoll heißt es dazu: ,,Herr 1. Bürgermeister Mulfinger gab eine Erklärung der SPD-Fraktion bekannt, mit der diese den Austritt aus dem Stadtrat bekanntgab. Von der Erklärung wurde Kenntnis genommenund der Austritt genehmigt. "Die sozialdemokratischen Stadträte, die sich mit dieser Austrittserklärung von den damaligen politischen Verhältnissen distanzierten, waren der Maurer J.Breitenwieser, der Säger Michael Werner und der Pensionist Heinrich Schrenker.
Aus der nationalsozialistischen Zeit ist kein Archivmaterial vorhanden. Aufgrund von Erzählungen von älteren Mitgliedern ist bekannt, daß in den Tagen nach dem Austritt aus dem Stadtrat die damaligen Ortsvereinsvorsitzenden Schnappinger und Binder (der Vater des ehemaligen Stadtrates und Landtagsabgeordneten Michael Binder) dem Kreisleiter vorgeführt wurden und ihnen jegliche politische Tätigkeit untersagt wurde. Es ist bekannt, daß Mitglieder des Ortsvereins aufgrund ihrer politischenTätigkeit während des Dritten Reiches interniert wurden. Aus Angst vor Repressalien wurde die damalige Fahne des SPD-Ortsvereins, nachdem sie eine Zeit lang auf einem Dachboden versteckt wurde, in Kopfkissen umgearbeitet.
Im Januar 1946 wurde dann der Ortsverein wieder gegründet. Der Ortsverein beteiligte sich auch den ersten Stadtratswahlen 1946. Von den 15 Stadträten stellte die SPD 6. Es waren dies Franz Mühlbauer, August Kolb, Jakob Schnabinger, Martin Kern, Josef Binder und Simon Dirschl. Die frühe Wiedergründung des Ortsvereins war möglich, weil die Besatzungsmächte die SPD als erste politische Partei wieder zuließen.
Am 01.06.1948 fanden bereits die nächsten Wahlen statt und die SPD erhielt 9 der 15 Mandate. Im Stadtratvertreten waren damals Therese Sitzmann, Josef Feicht, Josef Stracke, Adolf Böhm, Franz Mühlbauer, Jakob Schnabinger, Martin Kern und Josef Binder.
Bei den Wahlen 1952 erhielt die SPD 4 Mandate, 1956 ebenfalls 4 Mandate und 1960 nochmals 4 Mandate. Damals gab es insgesamt 20 Stadtratsmandate zu vergeben.
Im Jahre 1966 wurde Josef Federer 1. Bürgermeister von Mühldorf und mit ihm zogen 6 Sozialdemokraten in den Stadtrat ein.
Im Jahr 1972 wurde die Zahl der Stadträte auf 24 erhöht und die SPD konnte davon 9 Mandate erringen.
Im Jahr 1978 Wiederwahl von Josef Federer zum 1. Bürgermeister und die SPD errang 6 Mandate im Stadtrat.
Im Jahr 1984 Wiederwahl von Josef Federer zum 1. Bürgermeister bei 6 Stadtrats-mandaten.
Im Jahr 1990 wurde Günther Knoblauch zum 1. Bürgermeister gewählt, die Stadtratsfraktion hatte 7 Mitglieder.
Im Jahr 1996 wurde Günther Knoblauch wiedergewählt, die Stadtratsfraktion setzt sich seit dem aus 2 Frauen und 7 Männern zusammen.